Stadtspiegel 07.1994

All die Aufregungen für die Lebenshilfe e.V. waren am 4.Juni vergessen. An diesem Tage kamen rund 200 Gäste, Eltern und Verwandte zu den Bewohnern des Wohnheims „Vergißmeinnicht“ in die Berliner Straße 15a, um gemeinsam das 2. Sommerfest zu feiern.

Hoch her ging es dann auch bei schönem Wetter mit Feuerwehr, Ponykutsche, Spiel- und Bastelstraße, Hüpfburg und vielem weiteren mehr. Der Höhepunkt jedoch, zu dem auch Bürgermeister Rainer Werner, die Amtsleiterin Monika Teudt und die Behindertenbeauftragte Andrea Peisker anwesend waren, war die Einweihung eines Neubaus als Wohnheim für Heimbewohner.

Im Spätherbst des Vorjahres bekam das Heim Fördermittel für diese Baumaßnahme. Die 50 im Heim wohnenden schwerst Mehrfachbehinderten  wohnten bislang überwiegend im Hauptgebäude und hinten in der Baracke zu acht oder zehn Personen im Zimmer, berichtet Jana Krahe von der Lebenshilfe e.V. und erklärt: „Es ist dringend notwendig, für Veränderung zu sorgen, denn das ist absolut nicht mehr das, was wir wollen und was ganz einfach nicht dem jetzigen Standard entspricht. Vorgesehen ist, dass eine Sechsergruppe in dem Neubau wohnt. Zurzeit sind dort acht junge Männer untergebracht, damit es im Haupthaus nicht ganz so eng ist.“ Ja sehr schön ist es für diese Gruppe, die nun eine richtige kleine Wohnung mit Küche, einem Wohnzimmer, Ein- und Zweibettzimmer hat. Die drei Bäder sind mit einem Hubbadewannenlift ausgestattet, was den Betreuern wesentlich die notwendige körperliche Arbeit erleichtert.
Die Architekten Herr Conrad und das Eisenhüttenstädter Architekturbüro Sommer hatten sich die Bauabschnitte geteilt, und die Baufirmen hatten vielerlei zu berücksichtigen wie zum Beispiel, dass die Türen größer als normal sein müssen, damit Rollstühle durchkommen, dass eine Auffahrt an solchem Bau selbstverständlich ist, an bestimmten Stellen Haltegriffe im Sanitärbereich da sein müssen.

Eigentlich sollte der Neubau schon früher fertig sein, doch schließlich waren alle froh, dass die Einweihung pünktlich zum Sommerfest erfolgen konnte. Damit hat die Lebenshilfe e.V. eines ihrer Vorhaben mit Leben erfüllt.

Vorgenommen hat sie sich, im September einen nächsten Abschnitt zu beginnen, denn schließlich sollen im Wohnheim „Vergißmeinnicht“ einmal sechs derartige Wohngruppen für jeweils sechs Heimbewohner mit Ein- und Zweibettzimmern sein. Da noch einmal drei einzelne Häuser hinzukommen, werden behindertengerechte Wohnbedingungen geschaffen, sodass sich die Heimbewohner noch heimischer fühlen können in ihrem Wohnheim „Vergißmeinnicht“.

Christa Kraft