Am 09.11.2018 wurde unser neuer Landesverband gewählt. Unser langjähriger Vorsitzende Herr Wolfgang Pohl hat sich auf Grund seines Alters nicht wieder zur Wahl gestellt. Er wurde von den anwesenden Mitgliedern als „Mann der ersten Stunden“ würdig von seiner Funktion entlassen und bleibt unserem Verein auch weiterhin als Ehrenmitglied erhalten.
Herr Pohl war bereits am 07.04.1990 einer der Initiatoren zur Gründung der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung in der DDR. Seit der Gründung des Landesverbandes der Lebenshilfe Brandenburg am 06.10.90 war Herr Pohl Vorsitzender dieses Vereins. Sein „2. Lebenswerk“ war – nach der Gründung des Landesverbandes – die Schaffung einer Bildungs- und Erholungsstätte auch für schwerstbehinderte Menschen in der Nähe von Fürstenberg/Havel, das Haus Dahmshöhe.
Weitere Höhepunkte seines Wirkens waren der Bau von Wohnstätten für Menschen mit geistiger Behinderung in Retzin und Höhnow sowie die Gründung des Betreuungsvereines der Lebenshilfe Brandenburg 1992, dessen Geschäftsführung Herr Pohl übernahm. Herr Pohl gehörte der Bundeskammer der Lebenshilfe an und wurde dort zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Selbst Vater eines schwerstbehinderten Sohnes hat er immer die Interessen der geistig, autistisch und mehrfach Behinderten gegenüber Landesbehörden und anderer Institutionen vertreten.
Für seine verdienstvollen Leistungen erhielt Herr Pohl am 06.10.2008 vom Bundespräsidenten Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz verliehen. Danke Herr Pohl!
Zur neuen Vorstandsvorsitzenden des Landesverbandes Brandenburg wurde am 09.11.2018 Frau Wilma Teichmann gewählt. Wir wünschen ihr viel Erfolg bei der Bewältigung ihrer neuen Aufgabe.
Mit unserer Vorstandsvorsitzenden Frau Doris Keil ist nun auch unsere Ortsorganisation im Landesverband vertreten.
Die Bundesvereinigung der Lebenshilfe hatte diesen Wettbewerb 2017 ausgeschrieben. Bis zum 30. April 2018 konnten die Teilnehmer ihre Kunstwerke einreichen. Dem Gewinner winkten der „Ganz Plastisch“ Award und 1.500 Euro Prämie, jedem Nominierten 500 Euro.
Ein Ansporn für uns, gemeinsam mit den zu Betreuenden der internen Tagesstruktur daran teilzunehmen. Unsere Arbeit in der Tagesstruktur bietet eine regelmäßige, sinnvolle und auslastende Beschäftigung und befriedigt die menschlichen Grundbedürfnisse nach „produktivem“ tätig sein, sozialer Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Anerkennung. Das Objekt war schnell ausgemacht, eine Tonsäule - zum Thema „Die vier Jahreszeiten“. Insgesamt waren bei der Entstehung ca. 35 – 40 Personen beteiligt. Jeder auf seine eigene Weise und entsprechend seiner Fähig- und Fertigkeiten. Alle konnten teilhaben und sich einbringen. Geht nicht, gibt’s nicht- so unser Motto!!!
So wählten wir die Jahreszeiten mit ihren eindeutigen, klar verständlichen Merkmalen oder Bildern und jede Gruppe hatte den Auftrag, zu jeweils einer Jahreszeit zwei Tonelemente anzufertigen. Beim Umgang mit Ton können wir die Möglichkeiten des Wahrnehmens, des Aufbauens, Formens und Veränderns nutzen.
Die Zielstellung für die Bewohner bestand darin, das Material und seine Eigenschaften mit den Händen zu erkunden und sich dabei der eigenen Hände/ Finger bewusster zu werden. Reize über die Hand aufzunehmen und optische Veränderungen der eigenen Hand wahrzunehmen und selbst herbeizuführen. Gezielt greifen, festhalten, loslassen, Gewicht spüren, usw. bis hin zu verschiedensten Aktivitäten, wie Abzupfen, Ausstechen, Auswalzen, Formen, Antrocknen durch Halten des Föns, … . Jeder tat das, was er konnte und wozu er Muße hatte.
Unter dem Aspekt der Wahrnehmung angeboten, sahen wir plötzlich weit geöffnete oder geschlossene Augen, Mundwinkel die nach oben oder nach unten gingen, Gänsehaut, leichte Bewegungen der Finger oder Arme, um den Ton oder die Finger entweder intensiver zu spüren oder natürlich auch, um ihn loszuwerden. Es ergab sich ein Wechselspiel zwischen Aktion und Beobachtung.
Es hat lange gedauert, bis unsere Tonsäule fertig gestellt war. Am Tag vor der Einweihung wurden alle Elemente zusammengesetzt und letztendlich waren alle auf den Gesamteindruck sehr stolz. Mit einer geselligen Feier, am Freitag, den 13. Juli 2017, konnte die Säule endlich eingeweiht werden.
Fazit: Sollten wir nicht die Individualität des Menschen anerkennen, wie wir das Wetter betrachten? Die vier Jahreszeiten stehen für einen steten Wechsel und gehören zu unserem Leben. Und wie das Wetter in den Jahreszeiten, so bestimmen „Hoch“ und „Tiefs“ den Lauf unseres Lebens.
Eigene Stärken sehen und auf Fähigkeiten vertrauen. Mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein durchs Leben gehen wäre ein Anfang. Kein Mensch ist perfekt.
Es wäre schön, wenn sich in der Einstellung unserer Mitmenschen etwas ändern würde, denn hier sind größere Barrieren zu überwinden. Geht nicht, gibt’s nicht. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das Leben ist bunt – genau wie das Wetter und es ist, wie es ist. Es kommt auf die Einstellung an und auf das, was man daraus macht.
Karen Bergel
Leiterin der I T S
Unsere Säule ist nun online im digitalen Ausstellungskatalog mit allen eingereichten Beiträgen! Sie finden ihn hier: www.lebenshilfe.de/GanzPlastisch. Der Ausstellungskatalog ist regional aufgebaut, damit eine lokale Vernetzung der Kreativen untereinander und mit ihrem Publikum erleichtert wird. Ideal, bei der Suche: den Titel des Objekts eingeben, so finden Sie den Eintrag am schnellsten.
Wenn Sie Interesse an unserem Werk haben und es für eine Ausstellung ausleihen möchten, so kontaktieren Sie uns bitte.
Hinweis: Bitte haben Sie aber Verständnis, dass die Anlage und Länge zur Beschreibung des Objektes auf der Katalogseite nicht ausführlich ist. Wegen der Vielzahl der teilnehmenden Objekte wurde stark „gekürzt“, damit der Katalog insgesamt handhabbar und attraktiv für die Betrachter bleibt.
Apropos Werbung: Wir freuen uns sehr, wenn Sie in Ihren Verteilern und Netzwerken und bei Ihren Bekannten auf den Ganz plastisch.-Katalog hinweisen!
Frankfurt Oder, den 16.09.2018
Unsere Tochter Kerstin war seit Ihrer Geburt geistig behindert.
Die Kindertagesstätte besuchte Sie bis zu Ihrem vierten Lebensjahr. Finanziell war es uns nicht möglich, dass meine Frau daheim blieb und so ging Sie einer geregelten Arbeit (was in der DDR typisch war) nach. Aus diesem Grund war Kerstin bis zu Ihrem 12. Lebensjahr in zwei verschieden Tagesstätten untergebracht. Der tägliche Transport zwischen Wohnung/ Einrichtung und zurück war für uns immer eine große Herausforderung.
Vom 12. bis zum 20. Lebensjahr konnten wir für Kerstin einen vollstationären Heimplatz in der Wohnstätte Vergißmeinnicht, in Eisenhüttenstadt ergattern.
Diese Wohnstätte war zu DDR Zeiten für Kinder bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zuständig. Danach wurden behinderte Menschen in Altersheim integriert. Eine gängige Methode, jedoch für die Betroffenen eine unglaubliche Zumutung.
Die Unterbringung im Haus Vergißmeinnicht war für uns eine große Erleichterung. Gemeinsam mit meiner Frau haben wir 17 Jahre lang zwei behinderte Kinder betreut/ gepflegt. Der Platz in dieser Einrichtung war sehr gut. Durch Glück und sicherlich auch strategisches Geschick der Heimleiterin Frau Rosemarie Gauger, war es möglich Kerstin bis zu Ihrem 20. Lebensjahr in dieser Wohnstätte unterzubringen. Doch auch unsere Tochter ereilte das Schicksal vieler junger behinderter Menschen in der DDR, Sie musste in ein Altenheim umziehen. Eine furchtbare Zeit für alle Beteiligten.
Dank der Wiedervereinigung im Jahr 89 konnte Kerstin in die Wohnstätte Vergißmeinnicht zurückkehren. Die Heimleiterin Frau Gauger war sehr rührig und so wurden unter Ihrer Führung Umbauten vorgenommen, Neubauten errichtet und damit die Lebensqualität der Bewohner stetig verbessert.
Mit den Jahren entstanden neuen Einrichtungen der Lebenshilfe im Ludmilla-Hypius-Weg 1 und der Maxim-Gorki-Straße 25b. Kerstin zog mit ihren Freunden in die City WG um. Ein schönes großes Einzelzimmer stand hier für Sie zur Verfügung. Die Wohnstätte hat einen großen Garten und bietet viel Platz zum verweilen. Zwei betriebseigene Busse standen den Bewohnern zur Verfügung. Mit diesen wurden nun öfters Ausflüge und Urlaubsfahrten unternommen.
Eine neue Herausforderung für Kerstin war der tägliche Besuch der neu eröffneten Oder-Neiße Werkstätten der Lebenshilfe. Eine geregelte Arbeit für behinderte Menschen. Unter Anleitung lernte Sie dort Tätigkeiten auszuführen, welche sicherlich einen weiteren Schritt in Ihrer Entwicklung darstellten.
Ihren 50. Geburtstag haben wir in der City WG ganz groß gefeiert. Mit Kaffee und Kuchen, einer sich anschließenden Grillparty und als Höhepunkt eine hauseigene Kultureinlage. Es wurde viel gelacht und dieser Tag wird dem ein oder Anderen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
Am 19. Juni 2018 verstarb unsere Tochter Kerstin im Krankenhaus Eisenhüttenstadt. Die Beisetzung fand in unserem Heimatort statt. Die Heimleiterin Frau Gauger und Betreuer(innen) der Wohnstätte Vergißmeinnicht und City WG kamen vorbei um Abschied zu nehmen.
Das hat uns sehr gefreut.
Der Verein der Lebenshilfe hat uns in vielerlei Hinsicht geholfen. Den Mitgliedern des Vereins steht z.B.: eine Rechtsanwältin unentgeltlich zur Seite. Diese hat uns persönlich unterstützt und wiederholt erfolgreich zu unserem Recht verholfen.
Unsere Tochter war ca. 32 Jahre lang in der Einrichtung Vergißmeinnicht bzw. City WG der Lebenshilfe (auch wenn die Lebenshilfe erst 1990 in Eisenhüttenstadt gegründet wurde). Zwischen der Heimleitung, den Betreuern und uns hat immer ein sehr gutes Verhältnis bestanden.
Kurt Friedrich