Für die Spende bedankt sich der 18-jährige Heimbewohner Mario Schmidt bei Box Profi Henry Maske. Vor laufenden Kameras hatte der Boxer den Scheck an Heimleiterin Heidemarie Gauger übergeben. Foto: Leeder

MOZ, 26.Juli 1996

Box-Weltmeister Henry Maske spendete Erlös des Wettkampfmantels

Behinderten-Wohnheim am Wasserturm richtet Therapieräume ein

Eisenhüttenstadt. Von „Sir Henry“ war nicht viel zu sehen zwischen all den Fernsehkameras und Journalisten. Mario  Schmidt hatte richtig Mühe, mit seinem Rollstuhl bis zum Box-Weltmeister durchzukommen. Dabei wollte der 18jährige Heimbewohner doch nur Dankeschön sagen für den 35.000 Mark Scheck, den Henry Maske gestern dem Behinderten-Wohnheim „Vergißmeinnicht“ in Eisenhüttenstadt übergeben hatte.

Schließlich bahnte sich der junge Mann einen Weg hin zum Box-Star aus Frankfurt und übergab seinem Idol im Blitzlichtgewitter einen großen Blumenstrauß und zwei selbstgemachte Blumenbilder.

In dem Presse-Trubel war es für die Heimbewohner nicht einfach, einen Blick auf den Box-Profi zu erhaschen. Im ersten Moment hätten sie ihn auch beinahe glatt übersehen in seinem hellen Jackett, der grauen Flanellhose und der Aktentasche in der Hand. Der Wettkampfmantel und die ledernen Boxhandschuhe aus seinem Titel-Kampf gegen Graciano Rocchigiani im vergangenen Oktober waren nur als Schaustücke dabei.

Für den rot-grauen Mantel hatte der Weltmeister in einer Versteigerung 70.000 Mark erhalten. Das teure Stück ist auf dem Rücken mit einem Schachmotiv bemalt in Anlehnung an Maskes früheren Beinamen „Schachspieler im Ring“. Die eine Hälfte des Erlöses spendete der Profi-Boxer gestern für die Ausstattung des Heimes. Die andere Hälfte ließ er den Hinterbliebenen der Opfer zukommen, die im Februar bei dem Flugzeugabsturz vor der Küste der Dominikanischen Republik um Leben gekommen waren.

Maske hat bereits fünf seiner Wettkampfmäntel versteigert. Der letzte brachte allerdings den bislang größten Erlös. Warum die Hälfte des Geldes gerade an das Wohnheim in Eisenhüttenstadt ging, begründet der Box-Star ganz einfach: „Ich bin Brandenburger.“ Ihn interessiere, dass das Geld in der Region bleibe, in der er lebe. Er wisse, dass mit seiner Spende im Heim am Wasserturm einiges leichter fallen werde: „Das ist das Wichtige für mich.“

Wo das Geld im Heim “Vergißmeinnicht“ eingesetzt wird, zeigte die Leiterin Heidemarie Gauger dem Sportler nach der Scheckübergabe. Für die 50 Schwerst- und Mehrfach-Behinderten zwischen 13 und 31 Jahren stehen in den neugebauten Therapieräumen Einrichtungen zur Verfügung, die ihnen das Leben ein wenig erleichtern sollen. Dazu gehört ein Bewegungsbad, eine Gymnastikhalle mit Schaukel, ein Einzeltherapie-Raum und ein Musikzimmer. Im „Wohlfühlraum“ können sie sich entspannen, im gekachelten „Matschraum“ mit Erde und Farben werkeln.

Die Wohnheimleiterin freute sich: „So eine Spende haben wir noch nie bekommen.“ Das ehemalige Altenheim ist seit 1993 in der Trägerschaft der „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung“. Seit dem Ausbau im vergangenen Jahr fehlt noch die Finanzierung von 14 Wohnheimplätzen. Für sie stehen bislang keine Landesgelder zur Verfügung.

Zumindest hinterher, als sich der Medien-Rummel um den Star im Wohnheim gelegt hatte, erfüllte Maske jeden Autogramm-Wunsch. Natürlich auch den von Mario Schmidt. Viel Zeit blieb allerdings nicht, denn der Weltmeister musste zum Training.

3 Fragen an Henry Maske
Profi-Box-Weltmeister und Brandenburger mit Herz

Herr Maske, war das ihr letzter Besuch in Eisenhüttenstadt?
Natürlich nicht, ich fahre öfter mit meinen Kindern in Tiergehege der Stadt. Da kann Eisenhüttenstadt übrigens stolz drauf sein. So etwas hat Frankfurt nicht zu bieten.

Herr Maske, gibt es einen Wettkampfmantel, der Ihnen besonders an Herz gewachsen ist?
Nein, eigentlich nicht. Gespannt bin ich allerdings auf den nächsten, für den hat nämlich der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser seine Mitarbeit angesagt.

Herr Maske, wie wäre es mit einer Partnerschaft für das Wohnheim?
Ich möchte nichts versprechen, was ich nicht halten kann. Dafür habe ich als Profi-Sportler einfach keine Zeit.

Petra Wenzel