MOZ 28.06.2007
Lebenshilfe-Heim „Vergißmeinnicht“ möchte Sinnesgarten anlegen
Von Janet Neiser
Eisenhüttenstadt (GMD) Noch sieht er trist aus, der kleine Garten neben dem Lebenshilfe Wohnheim „Vergißmeinnicht“ am Wasserturm in Fürstenberg. Im Schatten des prächtigen Lindenbaums tummeln sich bisher nur ein paar Ameisen. Die Holzbank ist verwaist, der Rasen wartet auf Besucher. Das Leben der 52 mehrfach schwerstbehinderten Bewohner spielt sich bisher vor allem im Inneren des Hauses ab – wenn sie nicht zum Arzt oder in eine der Behindertenwerkstätten müssen. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Und diese Welt soll bald einen neuen Farbtupfer erhalten – einen Sinnesgarten, in dem sie Natur riechen, tasten, sehen, hören und sogar schmecken können. Man könnte auch sagen, rund um die Linde soll ein Fleckchen Erde entstehen, auf dem sie sich mit der Natur verbinden.
„Die Stahlstiftung unterstützt uns dabei mit 13.618 Euro“, freut sich Heimleiterin Heidemarie Gauger und zeigt einen Entwurf für das ehrgeizige Vorhaben, den die Eisenhüttenstädter Grün & Haus Planungsgesellschaft mbH (GHP) angefertigt hat. Neben einem Sommerhäuschen aus Holz sollen mit Pflanzen berankte Sichtschutzwände den Garten zum Parkplatz abgrenzen, und innerhalb des Terrains, das nicht größer ist als einen Kleingartenparzelle, werden Erlebniselemente integriert. „Wir können uns da eine Wasserwand vorstellen und eine Tastsäule aus verschiedenen Materialien“ erklärt Verena Schmitt, die Geschäftsführerin von GHP. Und dann hat sie bei ihrer Recherche für den Lehrpfad der Sinne noch etwas entdeckt: einen „Summstein“. Der hat eine Aushöhlung, und sobald man dort den Kopf reinsteckt und etwas summt, wird der eigene Körper in wohlwollende Schwingungen versetzt. Eine Massage von innen, die bereits von alten Kulturen zu Heilungszwecken eingesetzt wurde.
Klingt gut, findet auch Heidemarie Gauger. Doch dieser Stein ist momentan noch Zukunftsmusik. Viel wichtiger für den Anfang sind neue Pflastersteine und die Bepflanzung der trostlosen Fläche. Die soll nach noch mehr Rosen und vor allem nach vielen Kräutern duften. Diese müssten allerdings möglichst erhöht in den Boden gebracht werden. Schließlich können sich die Bewohner von „Vergißmeinnicht“, die durchschnittlich zwischen 25 und 35 Jahre alt sind, nicht mal eben so bücken, um zu schnuppern. Sie sitzen oft im Rollstuhl, brauchen ständig Betreuung und sind in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Aber wenn sie nicht zur Natur können, kommt die Natur eben zu ihnen.
Doch das ist teuer. Die Gesamtkosten für das barrierefreie Paradies belaufen sich auf etwa 30.000 Euro. Da müssen unter anderem Elektro- sowie Wasseranschlüsse gelegt werden und jede Menge Kräuter und Sträucher sind notwendig. Baubeginn soll möglichst noch in diesem Jahr sein. „Hilfe benötigen wir allemal“, sagt Heidemarie Gauger.
Wer die Lebenshilfe bei dem Projekt finanziell oder materiell unterstützen möchte, kann sich unter Tel. 03364 75 27 20 melden.