MOZ, August 1992
Das sie selbst einmal in einem Heim für Behinderte gearbeitet habe, wisse sie, wie sehr Kinder und Erwachsene dort Hilfe bräuchten, sagte Monika Nareyka, Veranstalterin des Stadtfestes in der Eisenhüttenstädter Lindenallee, bei der Übergabe des Schecks über 1.000 DM an den Oberbürgermeister Wolfgang Müller (wir berichteten bereits). Höhepunkt des morgigen letzten Tages des Stadtfestes wird die Wahl des besten Marktschreiers und die Verlosung der Hamburg-Reise sein. Heute und morgen finden an der Bühne auch wieder Modenschauen der Eisenhüttenstädter Boutique Bodyline statt.
MOZ, 01.Juni 1992
Bunte Luftballons stiegen in den Frühlingshimmel auf
Schon ein wenig vorfristig, nämlich am Sonnabend, war zum Kindertag im Kinderpflegeheim am Eisenhüttenstädter Wasserturm Kinderfest. Wie es Festbrauch ist, brachten Gratulanten Geschenke mit, die freudig entgegengenommen wurden. Dazu gehörten ein Geldbetrag vom Sozialamt, Bälle und auch ein Rollstuhl, den Karola Pawlowicz von der Barmer Ersatzkasse überbrachte. „Solche Hilfen sind besonders wichtig, denn es wird gerade in diesem Heim für die schwerstbehinderten Kinder viel gebraucht“, sagte Abgeordnete Dr. Rita Güldner.
52 Kinder werden derzeit im Heim rund um die Uhr betreut. Die Jüngste ist die 5jährige Jenna, der Älteste Andreas Büttner. Die Pflegekinder kommen aus allen Kreisen des Landes Brandenburg und auch aus Berlin, weil dieses Heim früher bezirksgeleitet war, erklärte Heimleiterin Heidemarie Gauger. Alle Kinder werden auch schulisch betreut. Bis auf acht, die im Bett hegen müssen und zu denen eine Lehrerin der Pestalozzi-Schule kommt, werden die Kinder täglich in „ihre“ Schule in die Karl-Liebknecht-Straße gefahren. „Ja, die Schule wirkt sich gut auf die Kinder aus“, sagt die Heimleiterin. „Zum Beispiel hatten wir ein Kind, das ständig seine Sachen zerriß. Es ist jetzt wesentlich ruhiger geworden, singt wieder.“
Die Lebenshilfe möchte das Heim übernehmen. Die Abgeordneten stimmten dem bereits zu, doch ein schriftlicher Vertrag ist noch nicht fixiert. Es hängt alles in der Schwebe, da durch die Treuhandgesellschaft der Grund und Boden noch nicht der Stadt übereingnet wurde.
Weitere finanzielle Mittel können erst beantragt werden, wenn das Heim in freier Trägerschaft ist, doch sie werden dringend gebraucht, denn Renovierungsarbeiten müssen in diesem Heim vie1 öfter durchgeführt werden als in anderen Kindereinrichtungen. Vieles hat sich bereits zum Positiven verändert. Vom Land wurden 28.000 DM Fördermittel hergegehen. Dafür wurden sehr viele Gerätschaften für Bewegungsübungen gekauft, wie ein Wasserbett, eine Sprossenwand, eine Ballettstange, Wabbelkissen, Hängematten, Musikinstrumente. Auch Wassersäulen stehen in einem Raum und wirken beruhigend auf die Kinder. In einem anderen steht ein Instrument, das Tierstimmen ertönen läßt, wenn es die Kinder berühren. Das macht ihnen viel Freude.
Am Sonnabend war vor allem im mit Luftballuns und bunten Bändern geschmückten Garten Trubel. Eltern, Geschwister und Verwandte spielten mit den Kindern, Mädchen tanzten für sie, die Feuerwache Fürstenberg kam mit der Feuerwehr. Auch eine Ponykutsche und das Reiten auf einem Pferd gehörten zur Kindertagsfeier.
Noch heißt die Einrichtung Kinderpflegeheim, doch es wird daran gearbeitet, daß es eine Wohnstätte für Kinder und Erwachsene wird. „Da es so etwas in den alten Bundesländern noch nicht gibt, müssen wir die Struktur dafür selbst schaffen“, erläutert Heidemarie Gauger und zeigt den Eltern der Kinder die Zimmer, die bereits ganz wohnlich eingerichtet werden. Ab Juni wird konsequent begonnen, in Wohnbereichen mit jeweils acht bis neun Kindern zu wirken. um ihnen noch mehr häusliche Atmosphäre zu schaffen.
„Immer wieder fahre ich schweren Herzens hierher, weil mich das alles sehr belastet“, gesteht Siegrid Weidig aus Berlin und lobt: „Zehn Jahre ist unser 13jähriger Christian nun schon hier im Heim. Die Fürsorge und die Ordnung, die wir hier vorfinden, können wir nicht genug loben. Wir sind sehr froh, daß er hier so vorbildlich betreut ist.“
Christa Kraft