MOZ, 13.April 2010
Von LEA SOPHIE LUKAS
Lebenshilfe eröffnet drittes Haus in Eisenhüttenstadt, in dem Menschen mit Behinderung gefördert werden
Eisenhüttenstadt (MOZ) In der Maxim-Gorki-Straße eröffnet der Ortsverein Eisenhüttenstadt der Lebenshilfe im Mai ein weiteres Haus, in dem behinderten Menschen Hilfe und Unterstützung geboten und der Einstieg in ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden.
Die Fassade ist frisch gestrichen, das Dach neu gedeckt. Auf den drei Etagen im Inneren des Gebäudes Maxirn-Gorki-Straße 25b wird noch lautstark gearbeitet. Katrin Plink ist die einzige Frau, die zwischen all den Malern, Tischlern, Fliesenlegern und Elektrikern, die hier ihr jeweiliges Handwerk ausüben, über die Baustelle läuft — und sie behält den Überblick. „Ich zeige Ihnen mal den Psychomotorik-Raum“, sagt sie und läuft durch das Treppenhaus, in dem gerade der behindertengerechte Aufzug montiert wird, in die erste Etage. „Mit den Renovierungsarbeiten sind wir hier so gut wie fertig. Wir haben schon die ersten Sprossenwände und Schaukeln angebracht.“ An den Geräten in dem hellen, großzügig geschnittenen Raum mit der breiten Fensterfront können ab Mai geistig und körperlich behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre eigene Körperwahrmehmung und Beweglichkeit verbessern und trainieren.
Das Gebäude in der Maxim-Gorki-Straße, das in den 1950er Jahren erbaut wurde, das später eine Kindertagesstätte und dann eine Tagesklinik beherbergte und zuletzt lange leer stand, ist das dritte Haus, das die Lebenshilfe in Eisenhüttenstadt in Betrieb nimmt. „Wir haben hier im Gebäude die Möglichkeit, einige für unsere Arbeit zentrale Bereiche zusammen zu fügen“, erklärt Katrin Plink, die Leiterin des Bereichs offene Hilfe, das Konzept. „In die ersten beiden Etagen ziehen zum Beispiel die Frühförder- und Beratungsstelle fiir Säuglinge, Kinder und deren Angehörige und eine Freizeit- und Begegnungsstätte. Unter dem Dach richten wir unter anderem zwei Trainingswohnungen ein, in denen Menschen mit Behinderung auf ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der elterlichen Wohnung vorbereitet werden.“
Ausstattung und Lage des Gebäudes sind eigentlich ideal: nahe am Stadtzentrum und doch umgeben von grünen Wiesen und hohen Bäumen. Für die Tagesgruppen, die in den frisch renovierten Räumen im Erdgeschoss betreut werden, wurde der barrierefreie Zugang zu der parkähnlichen Anlage, die das Haus umgibt, ermöglicht. Auch Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, werden sich im Haus und auf dem Grundstück problemlos bewegen können. Doch es gibt auch etwas, worüber sich Katrin Plink und ihre Kollegen von der Lebenshilfe trotz aller Vorfreude auf die neuen Räumlichkeiten ärgern. „Die Fassade war schon frisch gestrichen, da hat uns jemand die ganze schöne Arbeit zunichte gemacht“, erzählt sie. „Als ich neulich morgens auf die Baustelle kam, habe ich an der Hauswand und einigen Fenstern Farbschmierereien entdeckt.“ Katrin Plink hofft, dass diese Worte und Beleidigungen aus der Sprühdose ein Einzelfall bleiben. „Die Nachbarschaft ist hier sehr offen und freundlich und wir wollen uns auch selbst bemühen, daß das so bleibt und wir mit allen Menschen gut zurechtkommen.“
MOZ 10.Juni 2008
Familien können auf den Verein zählen
Traditionelles Sommerfest der Lebenshilfe auf dem Hof des Hauses der Vereine
Eisenhüttenstadt (jp) Strahlender Sonnenschein lag am Freitag Nachmittag über dem Hof des Hauses derVereine im Stadthafenweg, wohin der Verein Lebenshilfe e.V. zu seinem traditionellen Sommerfest eingeladen hatte. Dort feierte man an diesem Tag auch das 15-jährige Bestehen der ambulanten Dienste. „Drei unserer Abteilungen, die Frühförder- und Beratungsstelle, der Familien entlastende Dienst und die Freizeit- und Begegnungsstätte wurden 1993 gegründet“, berichtete Katrin Plink, Leiterin der mobilen Dienste des Vereins, „und wir betreuen im gesamten Landkreis Oder-Spree inzwischen 250 behinderte Menschen.“ Dabei steht als ein Schwerpunkt die Frühförderung von Kindern, die mit geistiger Behinderung geboren werden, auf dem Programm.
Damit verbunden ist eine umfangreiche Betreuung der Familien. Bis in das Erwachsenenalter hinein können die Kinder in der Freizeit- und Begegnungsstätte einer gemeinsamen Freizeitgestaltung nachgehen, gemeinsame Reisen werden veranstaltet und Ausflüge führten bis an die Ostsee und in den Saurierpark Kleinwelka. „Darüber hinaus gibt es viele andere Aktivitäten wie Schwimmen und Bowlen, die gern angenommen werden“, so Katrin Plink. Wollen die Eltern der behinderten Kinder einmal in den Urlaub fahren oder müssen sie im Krankenhaus betreut werden, tritt der Familien entlastende Dienst in Aktion und kümmert sich um die Kinder. "Darüber hinaus zu unserem Verein auch das Heim Vergißmeinnicht am Fürstenberger Wasserturm und die City-WG, die betreute Wohnstätte für Erwachsene im Pionierweg“, fügt Vereinsgeschäftsführer Lutz Beyer hinzu. Sehr gute Beziehungen gibt es auch zu den Lebenshilfe-Werkstätten, die jedoch nicht zum Verein gehören, sondern ein juristisch Träger sind. „Eine sehr gute Zusammenarbeit verbindet uns auch mit dem Jugendamt“, so Beyer, „wenn Auffälligkeiten in Familien festgestellt werden, bekommen wir entsprechende Hinweise und können helfend eingreifen. Das hat sich besonders dort bewährt, wo das Kindeswohl gefährdet war.“
„Wenn wir heute so zurück denken, hat die Arbeit der Lebenshilfe ziemlich chaotisch an gefangen“, erinnert sich die Vorstandsvorsitzende Asta Junghardt, „wir sind durch die Republik gefahren und haben erst einmal Informationen gesammelt, wie die Arbeit zu organisieren ist.“ Damals stand der Familien entlastende Dienst im Vordergrund, damit den Eltern ein Urlaub gewährleistet werden konnte, indem sie sich auch von den Mühen der Pflege erholen konnten. Als problematisch erweist sich dabei immer wieder das es gerade fiür diesen Dienst keine gesetzliche Finanzierung gibt, so dass man auf Spenden und andere Geldquellen angewiesen ist. Manchmal gibt es dafür auch Fördermittel, aber das sind dann Entscheidungen, die vorher nicht in die Planung einbezogen werden können. Dem gegenüber gewähren die Krankenkassen finanzielle Unterstützung. „Wir finanzieren zum Beispiel die Ferienfahrten der Kinder“ berichtete Kerstin Jank, die als Vertreterin der Brndenburgischen BKK zum Sommerfest gekommen war. Während Asta Junghardt das Sommerfest eröffnete und sich bei ihren Mitarbeiterinnen für die geleistete Arbeit bedankte, bereitete sich die Tanzgruppe auf ihren Auftritt vor und die ersten Kinder fanden sich an der Hüpfburg, der Mal- und Bastelstraße sowie an den Punkten für die sportliche Betätigung ein.
MOZ 04.08.2008
ArcelorMittal WTUCHENN / 04.08.2008, 08:38 Uhr
Ohne Berührungsangst
Eisenhüttenstadt (MOZ) "Ich habe große Hochachtung für die Frauen und Männer, die in der Altenpflege, mit Behinderten und im sozialen Bereich arbeiten." - So oder ähnlich lauteten die bewundernden Äußerungen vieler Auszubildender von ArcelorMittal Eisenhüttenstadt, die kürzlich für zwei Wochen in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, der Lebenshilfe und der Stadt Eisenhüttenstadt mitarbeiteten und Erfahrungen sammeln konnten. "Früher habe ich immer die Straßenseite gewechselt, wenn ich behinderten Menschen begegnete. Ich hatte einfach Angst, wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. Das ist jetzt völlig anders. Angst und Unsicherheit sind verschwunden nach den 14 Tagen im Behindertenwohnheim Vergissmeinnicht", sagte ein Anderer.
Wie kam das Unternehmen auf die Idee, Kaufleute, Industriemechaniker und Elektroniker während ihrer Ausbildung eine Praxisphase im Sozialen Bereich durchlaufen zu lassen? "Die Initiative wurde am "Runden Tisch Jugend - Wirtschaft" 2007 gestartet," so Arbeitsdirektor Rainer Barcikowski, der das Unternehmen bei diesem Zusammenschluss von Brandenburger und Berliner Unternehmen vertritt. "Die Kollegen von Heidelberger Druck aus Brandenburg und vom Unternehmen Partner der Jugend hatten mich sehr schnell überzeugt, dass das Projekt "Soziales Lernen" genau das Richtige für uns ist. Sozialkompetenz ist das Stichwort. Es genügt heute nicht mehr, ein guter Facharbeiter zu sein. Zur selbstverantwortlichen Arbeit im Team, zum verantwortungsbewussten Arbeitnehmer gehört die Fähigkeit, sich unerwarteten und neuen Situationen und Herausforderungen zu stellen."
"Wissen über soziale Zusammenhänge wird am besten durch praktisches Tun, also eigenes aktives Handeln vermittelt", so Betriebsratsvorsitzender Holger Wachsmann, der die Interessen der Arbeitnehmer auch im Ausbildungsausschuss vertritt. "Würde jeder Jugendliche eine Weile in sozialen Einrichtungen arbeiten, gäbe es keine rechtsradikalen Übergriffe auf Behinderte, kranke und alte Menschen mehr", ist Wachsmann überzeugt. Auch die Trägervertreter, die dem Unternehmen ihre Kooperationsbereitschaft über das "Forum Familie Eisenhüttenstadt" mitgeteilt hatten, waren sehr angetan von den jungen Leuten aus dem EKO. Alle wollen nächstes Jahr wieder Auszubildende aufnehmen.